Es
ist später Nachmittag. Unser Ziel ist eine Unterwasserhöhle
namens The Temple of Doom in der Nähe von Tulum. Die
Musik von Nine Inch Nails kennt Manuel nicht, auch nicht das
Computerspiel Doom 3, um so mehr Labyrinthe unter Wasser.
„Es gibt hier Höhlen mit Gerippen aus der Maya-Zeit
und noch viel älteren Zeug“ spricht mein Begleiter
und stoppt mitten im Nirgendwo unsere Senorita. Tauchen im
Meer ist einfach. Man läßt sich mit dem Schiff
zu irgendeinem fischreichen Riff führen, packt seine
Ausrüstung und geht unter Wasser. Im Dschungel herrschen
andere Gesetze. Zwischen Papageienschreien und drückender
Hitze ziehe ich mir mein Neopren über, schnalle mir mein
Blei an, packe meine Pressluftflaschen und die restlichen
Dinge aus dem 25 Kilo schweren Fundus, den ich für diesen
Trip ins Unbekannte brauche und folge Manuel, der flotten
Schrittes einen engen Pfad eine halbe Ewigkeit entlanggeht.
Am Ziel, dem Eingang zum Temple of Doom, einer kreisrunden
felsigen Öffnung zu den wassergefüllten Tropfsteinkavernen
mitten im subtropischen Wald treffen wir einheimische Kinder,
die sieben Meter hinunter in das kühlende Naß springen
und an einer rostigen Leiter wieder hochklettern. „Du kannst dich die Leiter hinunterquälen, oder
springen“, ruft mir Manuel zu, als er springt. Die Video-
und Fotoausrüstung lasse ich lieber an einem Seil herunter,
bevor auch ich in den „Tempel des Schicksals“
springe. |