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Ukrainer, 88 Moldawier, ein Tunesier und ein Deutscher geraten
zwischen Odessa und Istanbul in einen Seesturm.
Ich bin ja schon immer gerne mit Fähren gefahren. Sie
haben so was Beruhigendes, man sieht nicht, dass man vorankommt,
man kann nicht abschätzen, wie schnell man fährt,
man wird angenehm durchgeschaukelt, eingelullt, wie im Uterus,
manche kotzen, die hatten wohl ein pränatales Trauma,
ich nicht.
Ich dämmerte so vor mich, starrte in meine Wodkas und
guckte drittklassige Actionfilme, die so synchronisiertwaren,
dass über die noch hörbare Originalstimme EINE
Person alle Rollen auf Ukrainisch sprach. Wir waren alle
abgekapselt von der wirklichen Welt, kein Druck, alles schlingerte,
schwebte so vor sich hin. Dann taumelte ich in meine Koje.
Und schlief meinen gerechten Schlaf.
Um sechs Uhr morgens begann das Inferno. |